Liechtensteins Golf-Damen schnuppern WM-Luft

2018 feierte das Liechtensteiner Golfnationalteam der Männer die erstmalige Teilnahme bei der Teamweltmeisterschaft der Amateure. Nur vier Jahre später ziehen nun die Damen nach und werden vom 24.-27. August ihrerseits auf dem Ryder Cup-Platz Le Golf National vor den Toren Paris ihr WM-Debüt geben.

Die Team-Weltmeisterschaft der Amateure findet alle zwei Jahre statt und wird von der International Golf Federation (IGF) ausgetragen. Die IGF besteht aus 150 Mitgliedsverbänden aus 147 Ländern, die mehr als 66,5 Millionen Golfspieler repräsentieren. Alle der IGF angeschlossenen nationalen Golfverbände sind von den Nationalen Olympischen Komitees (NOCs) ihrer Länder anerkannt. Dazu gehört seit 2015 auch der Golfverband Liechtenstein (GVL), und für dessen Präsidenten Peter Tinner ist die Teilnahme an der Teamweltmeisterschaft nur ein weiterer konsequenter Schritt auf dem Weg zu einer anerkannten Golfnation. „Als Golfland sind wir ja immer noch in der Startphase“, meinte Tinner bereits 2018, als sich das Herren-Team erstmals für das Event qualifizieren konnte. „Unsere Nationalteams existieren erst seit 2014, und deshalb ist es bereits als Erfolg zu werten, dass die IGF unsere Bewerbung für eine Teilnahme an der Eisenhower Trophy überhaupt akzeptiert hat.“

Neben der Austragung des Golfturnieres bei den Olympischen Sommerspielen ist die Organisation der „World Amateur Team Championship“ (WATC) das Event-Highlight der IGF. Die Herren spielen seit 1958 um die erwähnte Eisenhower Trophy, benannt nach Dwight D. Eisenhower, dem 34. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Damen feierten sechs Jahre später ihr Event-Debüt, welches unter dem Namen Espirito Santo Trophy firmiert. Die erstmalige Austragung 1964 wurde von der French Golf Federation in Kooperation mit der United States Golf Association ins Leben gerufen. Es wurde von Lally Segard, damals bekannt als Vicomtesse de Saint Sauveur, aus Frankreich und Henri Prunaret aus Amerika geplant. Segard bat auch ihre Freunde Ricardo und Silvia Espirito Santo aus Portugal, einen Pokal für die Veranstaltung zu spenden, was sie auch taten. Sie hatten den goldenen Pokal, der Zar Nikolaus II. von Russland gehört hatte, ursprünglich für ein internationales portugiesisches Turnier gekauft, das nicht mehr gespielt wurde. Die Meisterschaft wurde unter dem Vorsitz von Segard im Golf de Saint Germain ausserhalb von Paris, Frankreich, ausgetragen. In der Woche darauf erklärte sich der World Amateur Golf Council bereit, das Turnier künftig zu organisieren und Segard wurde zur Vorsitzenden des Frauenausschusses des Rates ernannt.

Zurück zur Gegenwart, denn hier schliesst sich auch ein wenig ein Kreis. 2022 wird die World Amateur Team Championship nämlich zum dritten Mal in der Geschichte (nach 1964 und 1994) wieder in Frankreich ausgetragen. Als Austragungsorte wurden der Le Golf National (Albatros Course), wo 2018 der Ryder Cup über die Bühne ging, und der Red Course im Golf de Saint-Nom-La- Brèteche, 34 Jahre lang Schauplatz der Trophée Lancome, beide vor den Toren Paris, auserkoren. 58 Jahre nach der Premiere der Espirito Santo Trophy wird in Frankreich nun erstmals auch ein Damen-Team des Golfverband Liechtenstein am Abschlag stehen. Lisa Sele, Anna Eggenberger und Playing Captain Christine Tinner-Rampone werden Liechtenstein in Paris an den prestigeträchtigen Weltmeisterschaften vertreten.

Nach der erstmaligen Teilnahme eines Herren-Teams 2018 ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Golfsports im Fürstentum. Vor vier Jahren waren Elias Schreiber, Fabian Schredt und Sebastian Schredt in Dublin für den Golfverband Liechtenstein am Start und matchten sich mit Spielern wie Collin Morikawa oder Viktor Hovland, die damals noch Amateurstatus besassen. Der US-Amerikaner Morikawa gewann kurz danach bereits zwei Major-Titel (PGA Championship 2020 und The Open 2021) und auch der Norweger Hovland zählt heute zu den besten Spielern der Welt. „Wer kann von sich schon behaupten, vor nicht einmal vier Jahren im selben Turnier gegen solche Weltstars von heute gespielt zu haben?“, erklärt Peter Tinner mit Stolz. 

Das Format der Team-Weltmeisterschaft ist relativ klar definiert. Das höchste der drei Einzelergebnisse fällt am Ende des Tages als Streichresultat aus der Wertung. Für das finale Ranking zählen also auf jeder der vier Runden die zwei besseren Scores des jeweiligen Trios. Vorgaben bezüglich Schlussrang hat sich der Ladies-Captain Christine Tinner-Rampone bewusst keine gemacht. „Unser Team ist zum ersten Mal an einem solchen Topevent dabei und wir wollen uns in Paris gut präsentieren und unser bestes Golf zeigen. Was das letztlich in der Rangierung bedeutet, ist nicht wirklich entscheidend.“

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